Die Ligatur "et" - der kalligrafische Fingerabdruck in den Mondseer Fragmenten

     
Die einzigartige  Ligatur "et" ist wie ein kalligrafischer Fingerabdruck in den Mondseer Fragmenten



Das "&"-Symbol, das in den Mondseer Fragmenten verwendet wird, hat seinen Ursprung in der lateinischen Schrift, wo es sich aus der Ligatur der Buchstaben "e" und "t" entwickelte, was im Lateinischen "et" (und) bedeutet. Interessanterweise dient das "&" in den Mondeer Fragmenten dazu, die Buchstabenkombination "et" im Althochdeutschen darzustellen, wie beispielsweise in "b&ti" für "betti", "denk&" für "denket"und "hab&" für "habet". Es wird jedoch nicht für das Wort "und" verwendet, das stattdessen immer mit "enti" ausgeschrieben wird.

Die Besonderheit besteht darin, dass das "&"-Symbol in den Mondseer Fragmenten nicht als Abkürzung für das althochdeutsche "und" fungiert, sondern als Ligatur für die Buchstabenkombination "et". Zusätzlich fällt auf, dass es mit einem Verlängerungsstrich am Ende versehen ist, was dieses Symbols in den Mondseer Fragmenten zu einem kalligrafischen Fingerabdruck macht.(siehe Bild).




Es ist anzunehmen, dass die besondere kalligrafische Eigenart der Buchstabenfolge "e" und "t" im althochdeutschen Text der Mondseer Fragmente ein Indiz sein dürfte, dass der Schreiber vorwiegend lateinische Texte verfasst hat.

Seine Vertrautheit mit dem lateinischen "et" führte dazu, dass er im Althochdeutschen Text, aus Gewohnheit, die gleiche Schreibweise für die Buchstabenfolge "e" und "t" wählte, wie es im Lateinischen der Fall ist, weil sie ihm so geläufig war.

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